Wohngesundheit bedeutet: Innenräume so gestalten, dass sie das Wohlbefinden fördern und gesundheitliche Risiken minimieren. Dieser Leitfaden bündelt praxisnahe Maßnahmen zu Luftqualität, Feuchte/Schimmel, Radon, Materialien und Reinigung – mit seriösen Quellen und hilfreichen Hinweisen.
- Was ist Wohngesundheit?
- Innenraumluft: CO₂, Feinstaub (PM2.5), VOC
- Feuchte & Schimmel: Ursachen, Prävention, Maßnahmen
- Radon: Risiken, Referenzwert & Reduktion
- Wohngesunde Materialien & Oberflächen
- Lüftung & Normen (DIN 1946-6)
- Reinigung, Allergien & Praxis-Checkliste
- Messung & Tools: Was lohnt sich?
- FAQ: Häufige Fragen
- Quellen & weiterführende Links
Was ist Wohngesundheit?
Wohngesundheit umfasst alle Faktoren, die das Wohlbefinden in Gebäuden beeinflussen – von der Luftqualität (CO₂, Feinstaub, VOC) über Feuchte/Schimmel und Radon bis hin zu Materialien, Licht, Akustik und Reinigung. Ziel ist es, Belastungen möglichst zu reduzieren und gute Gewohnheiten zu fördern. Eine „Null-Belastung“ ist praktisch nicht erreichbar; dieser Leitfaden zeigt realistische, verhältnismäßige Schritte.
Innenraumluft: CO₂, Feinstaub (PM2.5), VOC
- CO₂ & Frischluft: Als Orientierungswert gilt in Deutschland häufig, dass ab etwa 1.000 ppm CO₂ gelüftet werden sollte (UBA/Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte). Dauerhaft deutlich höhere Werte deuten auf unzureichenden Luftwechsel hin.
- Feinstaub (PM2.5): Die WHO empfiehlt als Leitlinie für Außenluft einen Jahresmittelwert von 5 µg/m³. Innen können Quellen wie Kochen, Kerzen oder Rauchen die Belastung erhöhen – daher lüften und Emittenten reduzieren.
- VOC/Formaldehyd: Flüchtige organische Verbindungen entstehen u. a. aus Farben, Lacken, Klebern, Möbeln oder Reinigern. Setzen Sie auf emissionsarme Produkte (z. B. Umweltzeichen, Hersteller-Emissionsklassen) und frische Luftzufuhr besonders nach Renovierungen.
CO₂-Ampel oder Luftqualitätsmesser nutzen; beim Kochen Haube mit Außenluftführung, Kerzen und Räucherstäbchen sparsam einsetzen, in Schlafräumen nachts Fenster kippen (Sicherheitsaspekte beachten).
Feuchte & Schimmel: Ursachen, Prävention, Maßnahmen
- Ursachen: Wärmebrücken, unzureichendes Heizen/Lüften, Wasserschäden, undichte Bauteile.
- Zielbereich rel. Luftfeuchte: Im Alltag sind 40–60 % oft komfortabel; dauerhaft > 60 % erhöht das Schimmelrisiko.
- Prävention: Feuchtespitzen (Bad/Küche) durch Stoßlüften abführen; Möbel nicht direkt an Außenwände pressen; dichte Gebäudehülle mit geplanten Luftwechseln kombinieren; Wasserschäden rasch sanieren.
- Maßnahmen: Bei Schimmelbefall > 0,5 m², bei wiederkehrendem Befall oder unklaren Ursachen Fachleute beauftragen. Desinfektionsmittel nur sachgerecht verwenden, personenbezogene Schutzmaßnahmen beachten.
Radon: Risiken, Referenzwert & Reduktion
Radon ist ein natürliches Edelgas, das über Erdreich und Undichtheiten in Gebäude gelangen kann. Für Aufenthaltsräume gilt in Deutschland ein Referenzwert von 300 Bq/m³ Luft. Wird dieser überschritten, sollten geeignete Minderungsmaßnahmen ergriffen werden (z. B. Abdichtung, Untergrund-/Kellersanierung, Lüftung).
Radon-Risiko ist regional unterschiedlich. Erst Messen (vorzugsweise über längere Zeiträume), dann Maßnahmen planen. Informationen und Karten bieten Behörden des Bundes und der Länder.
Wohngesunde Materialien & Oberflächen
- Emissionen reduzieren: Bevorzugen Sie emissionsarme Farben, Lacke, Böden und Möbel (anerkannte Labels/Herstellerangaben).
- Böden & Wände: Echtholz, Kork, Linoleum und mineralische Putze gelten oft als robust und pflegeleicht; achten Sie auf Oberflächenbehandlungen (Öle/Lacke) mit geringer Emission.
- Klebstoffe: Lösemittelarme/-freie Systeme bevorzugen, Verarbeitungs- und Lüftungshinweise des Herstellers einhalten.
- Textilien: Waschbare Teppiche/Vorhänge begünstigen Hygiene; für Allergiker sind glatte, gut zu reinigende Oberflächen praktisch.
Lüftung & Normen (DIN 1946-6)
Die DIN 1946-6 beschreibt Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung der Lüftung von Wohnungen (freie oder ventilatorgestützte Lüftung). Für Neubau und Sanierung empfiehlt sich ein Lüftungskonzept, damit Luftwechsel und Feuchteschutz gesichert sind. In dichten Gebäuden ist ein geplantes Lüftungssystem oft unverzichtbar.
Reinigung, Allergien & Praxis-Checkliste
- Reinigung: Staubbindung mit Mikrofasertuch/HEPA-Staubsauger, feuchtes Wischen statt „Aufwirbeln“.
- Allergene: Milbendichte Encasings bei Hausstauballergie; Haustierbereiche gut lüften/reinigen.
- Duftstoffe: Raumdüfte, Duftkerzen & Sprays sparsam verwenden.
- Rauchfrei: Tabakrauch nicht in Innenräumen – wesentlicher Schadstofftreiber.
• CO₂-Ampel nutzen • Stoß-/Querlüften 3–5×/Tag • Feuchte 40–60 % • Emissionsarme Produkte wählen • Dunstabzug nach außen • Kerzen/Räuchern minimieren • HEPA-Sauger, feucht wischen • Radon messen (Keller/EG) • Möbel mit Abstand zur Außenwand • Wasserschäden sofort sanieren
Messung & Tools: Was lohnt sich?
- CO₂-Sensor: Für Lüftungsrhythmus im Alltag sehr hilfreich.
- Feuchte-/Temperaturfühler: Zur Schimmelprävention in „kritischen“ Räumen.
- PM-Sensor: Optional; sensibilisiert für Quellen (Kochen, Kerzen).
- Radon-Langzeitmessung: In Regionen mit erhöhtem Risiko bzw. bei Erdberührung/Keller empfehlenswert.
- Luftreiniger (HEPA): Kann Feinstaub/Pollen reduzieren; ersetzt nicht das Lüften.
FAQ: Häufige Fragen
Gibt es „Grenzwerte“ für CO₂ in Wohnungen?
Es gibt Orientierungs-/Richtwerte. In Deutschland wird häufig ab ca. 1.000 ppm CO₂ zum Lüften geraten. Verbindliche „Grenzwerte“ für Wohnräume bestehen so nicht; in Arbeitsstätten gelten gesonderte Regelungen.
Sind WHO-Leitwerte für Feinstaub innen bindend?
WHO-Werte beziehen sich auf Außenluft und dienen als gesundheitliche Leitlinie. Innen sollten Quellen minimiert und regelmäßig gelüftet werden. Rechtlich bindend sind nationale/kommunale Vorgaben für Außenluft; im Innenraum gelten u. a. Normen/Empfehlungen.
Wie senke ich Radon in meinem Haus?
Zuerst messen (vorzugsweise über mehrere Monate). Bei erhöhten Werten: Undichtheiten abdichten, Kellerräume abdichten/entkoppeln, gezielt lüften, ggf. technische Abführung/Unterdruck. Maßnahmen sollten fachgerecht geplant/umgesetzt werden.
Quellen & weiterführende Links
- Umweltbundesamt (UBA): Leitfaden/CO₂-Bewertung – Gesundheitliche Bewertung von CO₂ in der Innenraumluft (PDF)
- WHO (2021): Global Air Quality Guidelines (PM2.5/NO₂ etc.)
- WHO (2009): Indoor Air Quality – Dampness and Mould
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): Radon-Referenzwert 300 Bq/m³
- Radon-Handbuch (BfS): Praxis & Maßnahmen (PDF)
- DIN 1946-6 (Info): Lüftung von Wohngebäuden
Fazit
Wohngesundheit entsteht durch viele kleine, alltagstaugliche Entscheidungen: richtig lüften, Feuchte im Blick behalten, emissionsarme Produkte wählen, Quellen vermeiden und – wo sinnvoll – messen. Mit diesen Schritten lassen sich Risiken reduzieren und das Wohlbefinden spürbar steigern.
Hinweis (Rechtliches):
Die Inhalte dieser Seite dienen der allgemeinen, unverbindlichen Information zum Thema Wohngesundheit und ersetzen keine individuelle Beratung (medizinisch, bautechnisch oder rechtlich). Konkrete Maßnahmen – insbesondere bei Schimmel, Wasserschäden, Radon oder baulichen Änderungen – sollten von qualifizierten Fachbetrieben beurteilt und ausgeführt werden. Angaben ohne Gewähr auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität.